Nepal - Land und Leute

Nepal-Informationen zu Land, Menschen und Kultur

Nepal - Informationen zu Land, Menschen und Kultur

Serviceliste


Serviceliste


Allgemeine Informationen, Geschichte und Politik

Allgemeine Informationen, Geschichte und Politik

Wo genau liegt eigentlich Nepal?

 

Nepal ist ein südasiatischer Binnenstaat inmitten des Himalaya-Gebirges. Eingegrenzt von seinen großen Nachbarn, China im Norden und Indien im Süden, hat Nepal auch einen kleinen Nachbarn im Osten, dem Bhutan.

Mit einer Größe von 147.181 km2 passt Nepal knapp zweieinhalb Mal in Deutschland hinein. Das Land besteht aus fünf geographischen Zonen. Im Süden des Landes befindet sich zur Grenze Indiens das Terai mit unter 300 Metern über Normal Null. Richtung Norden folgend sind die Regionen höher liegend: das Siwalik von 300 bis 1.000 Meter, die Mid-Hills mit 1.000 bis 3.000 Meter, die Mid-Mountains mit 3.000 bis 5.000 Metern und die High Mountains mit über 5.000 Metern mit den höchsten Bergen der Welt.

Hauptstadt Nepals ist Kathmandu. Hier leben rund 1,7 Millionen Menschen, im Großraum Kathmandu sogar 3,5 Millionen Menschen (Stand: März 2017). Die gesamte Einwohnerzahl Nepals beträgt rund 30,4 Millionen mit einem jährlichen Bevölkerungswachstum von 1,8 Prozent.

Das Klima Nepals wird vom Monsun beherrscht und ist in den einzelnen Regionen sehr unterschiedlich. Die nationale Durchschnitttemperatur liegt bei 15°C. Im Süden gibt es im Sommer Temperaturen bis zu 45°C, während im Gebirge im Winter die Temperaturen weit unter 0°C fallen. Auch der jährliche Niederschlag variiert. Der Großteil des Niederschlages fällt im Osten, während der Nordwesten oft unter Dürren leidet und somit zu den ärmsten Regionen Nepals gehört. In der Monsunzeit dagegen fallen extreme Niederschlagsmengen von Juni bis September, wodurch es immer wieder zu schweren Überschwemmungen kommt. Im Winter kommt es als Folge des Klimawandels oft zu lang anhaltenden Dürren.


Kirsten Simon, März 2017

 

Quellen:

Auswärtiges Amt: http://www.auswaertiges-amt.de/DE/Aussenpolitik/Laender/Laenderinfos/01-Nodes_Uebersichtsseiten/Nepal_node.html

Central Bureau of Statistics (CBS): http://cbs.gov.np/photo_gallery_photo_gallery_ photo_gallery_general

Deutsch-Nepalesische Gesellschaft: http://www.deutsch-nepal.de/kompakt.php

Laenderdaten.info: https://www.laenderdaten.info/

Selvaraju, R. et al. (2014): Managing climate riks and adapting to climate change in the agriculture sector in Nepal. Rome: Food and Agriculture Organization of the United Nations (FAO).

Wo genau liegt eigentlich Nepal?

 

Nepal ist ein südasiatischer Binnenstaat inmitten des Himalaya-Gebirges. Eingegrenzt von seinen großen Nachbarn, China im Norden und Indien im Süden, hat Nepal auch einen kleinen Nachbarn im Osten, dem Bhutan.

Mit einer Größe von 147.181 km2 passt Nepal knapp zweieinhalb Mal in Deutschland hinein. Das Land besteht aus fünf geographischen Zonen. Im Süden des Landes befindet sich zur Grenze Indiens das Terai mit unter 300 Metern über Normal Null. Richtung Norden folgend sind die Regionen höher liegend: das Siwalik von 300 bis 1.000 Meter, die Mid-Hills mit 1.000 bis 3.000 Meter, die Mid-Mountains mit 3.000 bis 5.000 Metern und die High Mountains mit über 5.000 Metern mit den höchsten Bergen der Welt.

Hauptstadt Nepals ist Kathmandu. Hier leben rund 1,7 Millionen Menschen, im Großraum Kathmandu sogar 3,5 Millionen Menschen (Stand: März 2017). Die gesamte Einwohnerzahl Nepals beträgt rund 30,4 Millionen mit einem jährlichen Bevölkerungswachstum von 1,8 Prozent.

Das Klima Nepals wird vom Monsun beherrscht und ist in den einzelnen Regionen sehr unterschiedlich. Die nationale Durchschnitttemperatur liegt bei 15°C. Im Süden gibt es im Sommer Temperaturen bis zu 45°C, während im Gebirge im Winter die Temperaturen weit unter 0°C fallen. Auch der jährliche Niederschlag variiert. Der Großteil des Niederschlages fällt im Osten, während der Nordwesten oft unter Dürren leidet und somit zu den ärmsten Regionen Nepals gehört. In der Monsunzeit dagegen fallen extreme Niederschlagsmengen von Juni bis September, wodurch es immer wieder zu schweren Überschwemmungen kommt. Im Winter kommt es als Folge des Klimawandels oft zu lang anhaltenden Dürren.


Kirsten Simon, März 2017

 

Quellen:

Auswärtiges Amt: http://www.auswaertiges-amt.de/DE/Aussenpolitik/Laender/Laenderinfos/01-Nodes_Uebersichtsseiten/Nepal_node.html

Central Bureau of Statistics (CBS): http://cbs.gov.np/photo_gallery_photo_gallery_ photo_gallery_general

Deutsch-Nepalesische Gesellschaft: http://www.deutsch-nepal.de/kompakt.php

Laenderdaten.info: https://www.laenderdaten.info/

Selvaraju, R. et al. (2014): Managing climate riks and adapting to climate change in the agriculture sector in Nepal. Rome: Food and Agriculture Organization of the United Nations (FAO).

Geschichte und Politik Nepals

 

In Nepal lebten bereits um 1.000 v. Chr. Völker verschiedener Abstammungen. Im Süden lebten Menschen indo-arischer Abstammung und im Norden Menschen aus nördlicheren Regionen. Um 560 v. Chr. wurde Prinz Siddhartha Gautama in Lumbini geboren und begründete einige Jahre später den Buddhismus.


Im Laufe der Zeit herrschten viele Dynastien über Nepal. Mit der Malla-Dynastie (1482 bis 1769) begann der Hinduismus die bedeutendste Religion in Nepal zu werden, außerdem wurde das Kastensystem eingeführt. Mit dem Tod König Yaksa Mallas 1482 zerfiel Nepal in verschiedene Kleinkönigreiche und Fürstentümer, die sich untereinander bekriegt haben. Erst König Prithvi Narayan Shah aus dem Kleinkönigreich Gorkha eroberte mehrere Fürstentümer (darunter auch Patan, Kathmandu und Bakthapur) und vereinigte diese zu einem Königreich zwischen 1743 und 1816. Während der Kolonialzeit wurde Nepal britisches Protektorat und musste mehrere Gebiete an die East-India-Company abtreten. Dadurch entstanden innerhalb des Landes pro- und antibritische Gruppierungen. 1846 setzte sich die Adelsfamilie Rana (pro-britisch) bei innenpolitischen Machtkämpfen durch und entmachtete den König der Shah-Dynastie. Bis 1951 regierten Mitglieder der Rana das Land. Am Ende des Zweiten Weltkrieges wurde der König der Rana-Dynastie durch die nepalesische Oppositionspartei (Nepalesische Kongresspartei NCP) gestürzt und der König der Shah-Dynastie Tribhuvan Bir Bikram Shah kehrte aus Indien zurück und erklärte die konstitutionelle Monarchie, sowie die Abschaffung des Kastensystems und die Einführung der Demokratie.


Im Jahr 1955 wurde Nepal als Mitglied in den Vereinten Nationen aufgenommen. Vier Jahre später wurde eine Verfassung präsentiert und erste freie Wahlen fanden statt, die die Nepalesische Kongresspartei gewann. In den 1960er Jahren wurde die Demokratisierung jedoch wieder durch den König gestoppt, der einen Machtverlust durch die Parteien befürchtete. Er sprach ein Verbot aller Parteien aus und setzte die Verfassung außer Kraft. Durch eine neue Verfassung, die der König 1962 bestätigte, entstand ein parteienloses Rätesystem. Der König gewann wieder an Macht. Sogar in einer Volksabstimmung in den 1980er Jahren, die aufgrund von Unruhen im Land durchgeführt wurde, wurde dieses Rätesystem bestätigt. Im Jahr 1990 wurde die Demokratiebewegung aber so stark, dass der König unter Druck geriet und das Parteienverbot wieder aufhob. Eine neue Verfassung erklärte die parlamentarische Monarchie, die die Macht des Königs einschränken sollte. Die darauffolgenden Wahlen gewann die Nepalesische Kongresspartei, dicht gefolgt von der Communist Party of Nepal / United Marxist-Leninists (CPN-UML). Politische Instabilität war die Folge. Bis 1999 kam es immer wieder zu verschiedenen Koalitionen und Unstimmigkeiten innerhalb der Regierung. Rebellen der CPN versuchten Mitte der 1990er eine Landreform für landlose Bauern durchzusetzen. Im Februar 1996 übergaben sie der Regierung einen Forderungskatalog, der unter anderem die Abschaffung der Monarchie verlangte. Die Regierung ignorierte jedoch diesen Katalog und es kam zu einem zehnjährigen Bürgerkrieg bis 2006, bei dem mehr als 13.000 Menschen starben. Erst danach wurde ein Friedensabkommen unterzeichnet.


Zwei Jahre später, im April, kam es zu einer ersten verfassungsgebenden Versammlung, die Nepal zu einer Demokratischen Bundesrepublik erklärte und damit das 240 Jahre alte hinduistische Königreich endgültig beendete. Die Versammlung lieferte jedoch in den folgenden Jahren keine Ergebnisse, sodass es zu politische Unruhen und häufigen Regierungswechseln kam. Die Versammlung wurde demzufolge aufgelöst und im Jahr 2013 eine zweite verfassungsgebende Versammlung gewählt. Im September 2015 erklärte die Versammlung die neue Verfassung, die „den föderalen Staatsaufbau, die Einführung eines parlamentarischen Zweikammersystems, die Bestätigung Nepals als säkularer Staat, das Staatsangehörigkeitsrecht und die Gerichtsbarkeit“ (BMZ: Nepal) beinhalten sollte. Danach bildete sich aus der Versammlung das heutige Parlament.

 

Kirsten Simon, März 2017

 

Quellen:

Auswärtiges Amt (Hrsg.) März 2017: http://www.auswaertiges-amt.de/DE/Aussenpolitik/Laender/ Laenderinfos/Nepal/Innenpolitik_node.html

Auswärtiges Amt (Hrsg.) März 2017: http://www.auswaertiges-amt.de/DE/Aussenpolitik/Laender/ Laenderinfos/01-Nodes_Uebersichtsseiten/Nepal_node.html

Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung: 

http://www.bmz.de/de/laender_regionen/asien/nepal/index.html

Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH: https://www.giz.de/de/weltweit/378.html

Länder-Lexikon: http://www.laender-lexikon.de/Nepal_Geschichte

LIPortal: https://www.liportal.de/nepal/geschichte-staat/


Oben

Geschichte und Politik Nepals

 

In Nepal lebten bereits um 1.000 v. Chr. Völker verschiedener Abstammungen. Im Süden lebten Menschen indo-arischer Abstammung und im Norden Menschen aus nördlicheren Regionen. Um 560 v. Chr. wurde Prinz Siddhartha Gautama in Lumbini geboren und begründete einige Jahre später den Buddhismus.


Im Laufe der Zeit herrschten viele Dynastien über Nepal. Mit der Malla-Dynastie (1482 bis 1769) begann der Hinduismus die bedeutendste Religion in Nepal zu werden, außerdem wurde das Kastensystem eingeführt. Mit dem Tod König Yaksa Mallas 1482 zerfiel Nepal in verschiedene Kleinkönigreiche und Fürstentümer, die sich untereinander bekriegt haben. Erst König Prithvi Narayan Shah aus dem Kleinkönigreich Gorkha eroberte mehrere Fürstentümer (darunter auch Patan, Kathmandu und Bakthapur) und vereinigte diese zu einem Königreich zwischen 1743 und 1816. Während der Kolonialzeit wurde Nepal britisches Protektorat und musste mehrere Gebiete an die East-India-Company abtreten. Dadurch entstanden innerhalb des Landes pro- und antibritische Gruppierungen. 1846 setzte sich die Adelsfamilie Rana (pro-britisch) bei innenpolitischen Machtkämpfen durch und entmachtete den König der Shah-Dynastie. Bis 1951 regierten Mitglieder der Rana das Land. Am Ende des Zweiten Weltkrieges wurde der König der Rana-Dynastie durch die nepalesische Oppositionspartei (Nepalesische Kongresspartei NCP) gestürzt und der König der Shah-Dynastie Tribhuvan Bir Bikram Shah kehrte aus Indien zurück und erklärte die konstitutionelle Monarchie, sowie die Abschaffung des Kastensystems und die Einführung der Demokratie.


Im Jahr 1955 wurde Nepal als Mitglied in den Vereinten Nationen aufgenommen. Vier Jahre später wurde eine Verfassung präsentiert und erste freie Wahlen fanden statt, die die Nepalesische Kongresspartei gewann. In den 1960er Jahren wurde die Demokratisierung jedoch wieder durch den König gestoppt, der einen Machtverlust durch die Parteien befürchtete. Er sprach ein Verbot aller Parteien aus und setzte die Verfassung außer Kraft. Durch eine neue Verfassung, die der König 1962 bestätigte, entstand ein parteienloses Rätesystem. Der König gewann wieder an Macht. Sogar in einer Volksabstimmung in den 1980er Jahren, die aufgrund von Unruhen im Land durchgeführt wurde, wurde dieses Rätesystem bestätigt. Im Jahr 1990 wurde die Demokratiebewegung aber so stark, dass der König unter Druck geriet und das Parteienverbot wieder aufhob. Eine neue Verfassung erklärte die parlamentarische Monarchie, die die Macht des Königs einschränken sollte. Die darauffolgenden Wahlen gewann die Nepalesische Kongresspartei, dicht gefolgt von der Communist Party of Nepal / United Marxist-Leninists (CPN-UML). Politische Instabilität war die Folge. Bis 1999 kam es immer wieder zu verschiedenen Koalitionen und Unstimmigkeiten innerhalb der Regierung. Rebellen der CPN versuchten Mitte der 1990er eine Landreform für landlose Bauern durchzusetzen. Im Februar 1996 übergaben sie der Regierung einen Forderungskatalog, der unter anderem die Abschaffung der Monarchie verlangte. Die Regierung ignorierte jedoch diesen Katalog und es kam zu einem zehnjährigen Bürgerkrieg bis 2006, bei dem mehr als 13.000 Menschen starben. Erst danach wurde ein Friedensabkommen unterzeichnet.


Zwei Jahre später, im April, kam es zu einer ersten verfassungsgebenden Versammlung, die Nepal zu einer Demokratischen Bundesrepublik erklärte und damit das 240 Jahre alte hinduistische Königreich endgültig beendete. Die Versammlung lieferte jedoch in den folgenden Jahren keine Ergebnisse, sodass es zu politische Unruhen und häufigen Regierungswechseln kam. Die Versammlung wurde demzufolge aufgelöst und im Jahr 2013 eine zweite verfassungsgebende Versammlung gewählt. Im September 2015 erklärte die Versammlung die neue Verfassung, die „den föderalen Staatsaufbau, die Einführung eines parlamentarischen Zweikammersystems, die Bestätigung Nepals als säkularer Staat, das Staatsangehörigkeitsrecht und die Gerichtsbarkeit“ (BMZ: Nepal) beinhalten sollte. Danach bildete sich aus der Versammlung das heutige Parlament.

 

Kirsten Simon, März 2017

 

Quellen:

Auswärtiges Amt (Hrsg.) März 2017: http://www.auswaertiges-amt.de/DE/Aussenpolitik/Laender/ Laenderinfos/Nepal/Innenpolitik_node.html

Auswärtiges Amt (Hrsg.) März 2017: http://www.auswaertiges-amt.de/DE/Aussenpolitik/Laender/ Laenderinfos/01-Nodes_Uebersichtsseiten/Nepal_node.html

Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung: 

http://www.bmz.de/de/laender_regionen/asien/nepal/index.html

Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH: https://www.giz.de/de/weltweit/378.html

Länder-Lexikon: http://www.laender-lexikon.de/Nepal_Geschichte

LIPortal: https://www.liportal.de/nepal/geschichte-staat/


Oben

Religion und Kultur

Religion und Kultur

Eine Vielzahl an Festen

 

Der Glaube genießt im Alltagsleben vieler Nepali, gerade auch im internationalen Vergleich, einen sehr hohen Stellenwert und bietet für das sehr arme Volk trotz Hunger und politischer Instabilität Sicherheit und Hoffnung.

 

Der Hinduismus ist die am meisten vertretene Religion des Landes, rund 80 Prozent gehören diesem Glauben an. Weitere 9% dem Buddhismus, 4% dem Islam und 1,4% dem Christentum. Dabei ist eine Vermischung von Hinduismus und Buddhismus nicht selten. Aus diesem Grund sind die statistischen Zählungen der Religionszugehörigkeit sehr schwierig. Bis 2008 war Nepal das letzte Hindu-Königreich mit dem Hinduismus als Staatsreligion. Andere Religionen wurden als Form des Hinduismus betrachtet.

 

Der Hinduismus entwickelte sich aus der vedischen Religion. Diese Schrift gilt als älteste niedergeschriebene Schrift. Später kamen weitere Schriften hinzu. Der Hinduismus gilt als eine Vermischung der Kulturen der vor-arischen traditionellen Kultur in Nordindien und der arischen Veda-Kultur. Im Laufe der Zeit entwickelte sich der Hinduismus immer weiter, dabei stand die Verehrung der Götter im Vordergrund. Zwischen 800 und 600 v. Chr. führte die Adelskaste weitere Aspekte, wie die Wiedergeburt, Erlösung und Vergeltung ein. Im 19. Jahrhundert kamen auch politische Ideale zum Hinduismus hinzu.

 

Im Hinduismus gibt es viele Götter, so viele, dass man sie kaum zählen kann. Die zwei wichtigsten Götter sind Vishnu der Weltbewahrer und Shiva der Weltzerstörer. Dabei besteht der Glaube eher an die Urkraft des Universums, die sich in den Manifestationen als Götter widerspiegeln.

 

Die wichtigsten Punkte im Hinduismus sind die Reinkarnation, das Karma und die Erlösung. Das Leben eines Hindu ist geprägt von Riten, um ein gutes Karma zu erhalten. Das Karma bestimmt die Arten der Wiedergeburt, die durch Taten oder Handlungen erfolgen. Als Mensch wiedergeboren zu werden ist ein großes Glück. Wird man als Tier wiedergeboren, gilt dies als Abstieg. Aus diesem Grund sind Hindus auch gegen das Töten von Tieren. Um gutes Karma zu erhalten, können verschiedene Methoden verwendet werden. Zum einen gibt es die Meditation, zum anderen die vollkommene Hingabe an den Glauben, gute Taten oder ein Verzicht auf Materielles, wie die Sadhus es vollziehen.

 

Begründer des Buddhismus war Prinz Siddhartha Gautama. Er wurde um 560 v. Chr. in Lumbini, nahe an der indischen Grenze, geboren. Der Buddhismus ist eine Erlösungslehre, mittlerweile aber nicht mehr als diese in Nepal vertreten. Diese Lehre verbreitete sich sehr schnell, der Hinduismus blieb aber weiterhin die wichtigste Religion. Es entwickelte sich eine neue Form, der Mahayana-Buddhismus. Diese Form des Buddhismus sollte vielen Menschen helfen, zu ihrem Heil zu finden. Der traditionelle Buddhismus, dem Hinayana-Buddhismus, praktizieren Mönche und Asketen. In Nepal gehören die meisten Buddhisten dem Mahayana-Buddhismus an. Später kam noch eine dritte Form hinzu, der Vajrayana-Buddhismus. Diese Form des Buddhismus etablierte viele Volkskulte in sich.

 

Die Lehren Buddhas sind dem Hinduismus sehr ähnlich, denn auch hier sind die Grundpfeiler das Karma und die Erleuchtung. Karma ist dabei unabhängig von einer Vorherbestimmung, denn man kann sich durch Selbstreflexion oder innere Arbeit aus dem Kreislauf der Wiedergeburt lösen. Nach Buddhas Lehre erkennt man so eigene Schwächen, arbeitet an diesen, bestimmt dann das eigene Schicksal selbst und erreicht dann das Nirwana. Der Buddhismus ist keine Religion, in der Götter verehrt werden, sondern eine Lehre, die gegen die Klassen der Gesellschaft agiert. Die innere Kraft des Menschen steht im Mittelpunkt sowie dessen geistige Entwicklung.

 

Die Menschen in Nepal sind sehr tolerant gegenüber den einzelnen Religionen. Jede Person darf selbst bestimmen, welchen Gott er in erster Linie verehren möchte und auch jeder Familie steht dies zu. Außerdem darf jeder selbst entscheiden, wie oft er einen Tempel aufsucht oder Riten durchführt. Daher kommt es oft zur Verbindung zweier Religionen innerhalb einer Familie. Deshalb stehen hinduistische und buddhistische Tempel auch oft nahe beieinander. Viele Rituale sind in beiden Religionen ähnlich und auch verschiedene Gottheiten sind in beiden vertreten. Oft ist es nur möglich, jemanden an seiner Glaubenszugehörigkeit zu erkennen, indem man weiß, welchen Hauspriester er beschäftigt. Eine Heirat zwischen Hindus und Buddhisten ist möglich, solange sie aus dergleichen Kasten stammen.

 

Anders ist es jedoch bei den wichtigsten Ritualen, wie der Heirat oder dem Tod. Hier gibt es ganz spezielle Riten, die durch einen Priester durchgeführt werden, um die Familie vor Unheil zu bewahren. Wie oben bereits beschrieben, ist das Töten von Tieren im Hinduismus nicht gestattet, es sei denn das Tier wird nach den Regeln des Tantrismus geopfert.

 

Der nepalesische Kalender beinhaltet eine Vielzahl von Festen. Die wichtigsten Feste in Nepal sind das Dashain-Fest und das Tihar-Fest. Das Dashain-Fest findet im Herbst statt und gilt als das größte Hindu-Fest. Die Hindus beten bei diesem Fest um Vergebung für ihre Sünden, um ihre Familie zu segnen. Das Tihar-Fest fällt in die gleiche Jahreszeit (Erntezeit) wie das Dashain-Fest. Es wird auch als „Fest der Lichter“ bezeichnet. Bei diesem Fest wird die Göttin Laxmi, die Göttin des Wohlstandes verehrt. Überall an den Tempeln werden Lichter aufgestellt. Das Fest dauert fünf Tage lang, wobei an jedem einzelnen Tiere gefeiert werden.

 

Kirsten Simon, April 2017

 

Quellen:

Alles über Nepal: http://www.allesuebernepal.com/info/kultur-religion/

Auswärtiges Amt: http://www.auswaertiges-amt.de/DE/Aussenpolitik/Laender/Laenderinfos/01-Nodes_Uebersichtsseiten/Nepal_node.html

Buddhismus in Deutschland: http://www.buddhismus.de/01_buddha.php

Nepal – Königreich im Himalaya: http://www.nepal-information.de/land-und-leute/#Religion

Nepal, Mount Everest und mehr: https://www.nepal.de/Reiseinformationen/Zusatzinformationen/Feste-in-Nepal/

Nepal travelguide: http://www.nepal-travelguide.de/land-und-leute-religion.html

Schwarz, Jürgen (2003): Religionen verstehen lernen. 6. Auflage Lichtenau: AOL Verlag.

Von der Heide, Susanne et al. (2012): Nepal. München: Nelles Verlag GmbH.

Ethnische Vielfalt und das Kastensystem Nepals

 

Nepals Bevölkerung ist geprägt von den verschiedensten ethnischen Volksgruppen, die sich jeweils durch eigene Sprachen, Dialekte und kultureller Vielfalt auszeichnen. Viele dieser ethnischen Gruppen existieren unabhängig von den Kasten, werden aber in das nepalesische Kastensystem eingefügt. Obwohl Nepali die offizielle Amts- und Unterrichtssprache ist, kann sie nur bei etwa der Hälfte der Bevölkerung als Muttersprache gelten.

 

Eine Systematisierung der ethnischen Vielfalt ist nur schwer möglich, sodass vor allem eine regionale Differenzierung sinnvoll erscheint. Im Terai, der Süden des Landes, sind vor allem die Gruppen der Tharu, Darai, Kumhal, Danuwar und Majhi ansässig. Hier werden überwiegend Nepali und nordindische Dialekte gesprochen. Die Menschen sind oft sehr arm und leben von der Subsistenzwirtschaft, was heißt, dass sie kleine Ländereien pachten und die hier angebauten Produkte für ihren eigenen Lebensunterhalt oder für den Verkauf auf dem Markt verwenden. Die Kumhal z.B. verdienen mit der Töpferei ihren Lebensunterhalt, während die Danuwar Fischer sind. Die Tharu leben schon sehr lange im Terai, nahe der indischen Grenze. Als die Landschaft im Terai noch durch große Wälder geprägt war, waren die Tharu Jäger und Fischer, heute leben sie hauptsächlich von der Landwirtschaft. Die Tharu-Frauen haben mehr Rechte als die anderen Frauen in Nepal, u.a. haben sie das Recht auf Scheidung.

 

In den Hügelgebieten – West nach Ost betrachtet – sind die Magar, Gurung, Tamang, Newar, Sunuwar, Rai und Limbu vorzufinden. Die einzige Gruppierung, die schon vor langer Zeit eine urbane Kultur hervorgebracht hat, sind die Newar. Im Norden Nepals leben hauptsächlich Sherpa, Dolpo pa, Baragaonli, Manangi und Lopa. Kulturell, vor allem sprachlich, sind diese Ethnien Tibet zugewandt, was man auch an ihrem Äußeren erkennt. Während diese Ethnien die typischen mongolisch-tibetischen Gesichtszüge aufweisen, haben die Menschen im Süden eher Gesichtszüge, die denen der Inder ähneln. Diese Ethnien führen Bergexpeditionen durch, leben aber auch von der Landwirtschaft und Yak- und Schafzucht. In den Wintermonaten sind sie oft auf Reisen in den Süden unterwegs, um dort die Produkte aus ihrer Heimat anzubieten und im Gegenzug Waren aus dem Süden einzukaufen, die es in ihrer Heimat nicht gibt. Von diesen ethnischen Gruppen sind die Sherpas wohl die bekannteste Volksgruppe Nepals, obwohl sie gerade einmal nur ein Prozent der Bevölkerung ausmachen. Sie sind dem Buddhismus zugewandt und weniger traditionsgebunden als andere Ethnien. Die Frauen haben eine bessere Stellung und mehr Rechte, die mit denen der Tharu-Frauen im Süden des Landes vergleichbar sind.

 

Diese oben genannten Volksgruppen nehmen insgesamt die Hälfte der Bevölkerung Nepals ein, obwohl jede Gruppe einzeln betrachtet nicht mal auf 4 Prozent kommt. 45 Prozent der Menschen sind Hindus, die als Einheit betrachtet werden können und somit der Schlüssel zum staatlichen System sind.

 

Das nepalesische Kastensystem entwickelte sich aus dem hierarchischen System des Hinduismus, das von den Hindu-Gruppen aus Indien nach Nepal gebracht wurde. Dieses System traf auf nicht-hinduistische Gruppierungen und verschmolz mit diesen zu einem eigenen nepalesischen System. Der Begriff ‚Kaste‘ kam mit den Portugiesen um 1500 nach Nepal, aber eigentlich steht der Begriff im Sanskrit für Varna (Farbe). Dabei hat jede Kaste seine eigene Farbe. Jede Kaste hat noch weitere Untergruppen, in die die Menschen hineingeboren werden. Im Grunde können alle ethnischen Gruppen einer Kaste zugeordnet werden. Nur wenige Gruppen im Norden konnten diesem System widerstehen und damit auch der Hinduisierung. Der Einfluss des Hinduismus nimmt von Süd nach Nord spürbar ab; im Norden ist vor allem der tibetanische Buddhismus vertreten. Gruppen wie die Tamang und Gurung gehören sogar beiden Religion an, dem Hinduismus und Buddhismus. Während die Sherpa nur dem tibetischen Buddhismus angehören.

 

Das Kastensystem in Nepal besteht aus fünf Hauptkasten: die Tagadhari, die Kshatriyas, die Vaishya, die Sudra und die Unberührbaren. Die oberste Kaste des nepalesischen Systems ist die Tagadhari-Kaste. Die männlichen Mitglieder dieser Kaste tragen die Heilige Schnur. Sie werden sowohl physisch als auch mit Initiationsritualen als Mitglieder in ihre Kaste geboren, deshalb tragen sie auch den Namen „zweimal Geborene“. Zu dieser Kaste gehören die Brahmanen, die für die Reinheit ihrer Kaste stehen. Sie dürfen aus diesem Grund keine Zwiebeln, Hühnereier oder Alkohol zu sich nehmen und nicht mit niederen Kasten zusammen essen. Diese Regelungen sind aber häufig nur noch im Westen Nepals bei sehr traditionsbewussten Familien ausgeprägt. Die Brahmanen sind dafür zuständig, die Sanskrit-Gebete zu lesen oder Stellungen in der Regierung, Verwaltung oder gehobenen Berufszweigen einzunehmen.

 

Die Chhetri gehören der zweiten Kasten, der Kshatriyas, an und sind ebenfalls die „zweimal Geborenen“ und Träger der heiligen Schnur. Sie besetzen oft Ämter im Militär, in der Verwaltung und der Industrie dagegen weniger.

 

Die Newar, die der Vaishya-Kaste angehören, sind die Urbevölkerung des Landes und besitzen ein eigenes differenziertes Kastensystem, sowie auch ihre eigenen Rituale und Regeln. Diese Kaste ist eine Mischung nepalesischer Kulturen, die zugleich aus Hindus und Buddhisten bestehen. Sie haben die nepalesische Kultur geschaffen und stehen ebenso für die Toleranz gegenüber verschiedenen anderen Kulturen.

 

Die Unberührbaren sind die Gruppierungen, die in der untersten Schicht des Kastensystems stehen. Unter diese Gruppen fallen die Dalits, die rund 20 Prozent der Nepalesen ausmachen. Dazu gehören auch die Kami (Schmiedekunst), die Sarki (Schuster) und die Damai (Schneider). Diese Unberührbaren dürfen meistens keine Hindu-Tempel betreten, bekommen in Lokalen anderes Geschirr als die höheren Kasten und dürfen kein Essen für diese kochen. Auch dürfen sie nicht die gleiche Wasserquelle benutzen. Diese Kaste ist vor allem von Armut, Analphabetismus, Schulden und Prostitution geprägt. Die Angehörigen dieser Kaste haben kaum Möglichkeiten, Bildung und Gesundheitsfürsorge, zu erhalten, obwohl seit einigen Jahren in Nepal eine Schulpflicht besteht. In vielen Dörfern stehen die Häuser gleicher Kasten näher beieinander, während die Häuser unterschiedlicher Kasten weit voneinander entfernt sind. So wird die soziale Hierarchie auch nach außen spürbar. Da die Brahmanen ihre Felder nicht selbst bestellen dürfen, werden dafür Mitglieder unterer Kasten eingestellt.

 

Die sogenannte Wasserlinie trennt die Unberührbaren von den oberen Kasten. Diese Linie besteht auch zwischen der ersten Kaste zu den unteren. Deshalb ist eine Heirat auch nur innerhalb einer Kaste möglich, damit diese rein und erhalten bleibt und ihre Privilegien gesichert werden. Kinder aus einer hypergamen Ehe, bei der der Vater aus einer höheren Kaste stammt, können sogar in eine noch höhere Kaste heiraten. Diese Ehen sind aber bis heute nicht gern gesehen; die Eheleute werden oft von ihren Familien verstoßen.

 

Obwohl 1963 das Kastensystem offiziell abgeschafft und 1990 Kastendiskriminierung unter Strafe gestellt wurde, sieht die Realität jedoch ganz anders aus. Bis heute sind Personen aus der Regierung oder Führungspositionen aus den höheren Kasten, denn nur ihnen ist es möglich, eine bessere Ausbildung zu erhalten. Menschen aus den unteren Kasten, besonders die Unberührbaren, werden immer noch sehr schlecht behandelt und diskriminiert, wie vor der Abschaffung des Kastensystems. Bestraft wird diese Diskriminierung nur selten.

 

Kirsten Simon, April 2017

 

Quellen:

Loose, Stefan (2015): Reiseführer Nepal. Mair Dumont DE.

Morkel, Silke (2008): Migrationsrealitäten und Migrationswünsche nepalesischer Frauen im Wandel. Vergleichende Betrachtungen zu Mobilität und Migration der Frauen unterschiedlicher ethnischer Gruppen und Kasten aus ausgewählten Gebieten im Terai, Mittelland und Hochgebirge Nepals. Gießen.

Nepal – Königreich im Himalaya: http://www.nepal-information.de/land-und-leute/#Religion

Von der Heide, Susanne et al. (2012): Nepal. München: Nelles Verlag GmbH.


Oben

Eine Vielzahl an Festen

 

Der Glaube genießt im Alltagsleben vieler Nepali, gerade auch im internationalen Vergleich, einen sehr hohen Stellenwert und bietet für das sehr arme Volk trotz Hunger und politischer Instabilität Sicherheit und Hoffnung.

 

Der Hinduismus ist die am meisten vertretene Religion des Landes, rund 80 Prozent gehören diesem Glauben an. Weitere 9% dem Buddhismus, 4% dem Islam und 1,4% dem Christentum. Dabei ist eine Vermischung von Hinduismus und Buddhismus nicht selten. Aus diesem Grund sind die statistischen Zählungen der Religionszugehörigkeit sehr schwierig. Bis 2008 war Nepal das letzte Hindu-Königreich mit dem Hinduismus als Staatsreligion. Andere Religionen wurden als Form des Hinduismus betrachtet.

 

Der Hinduismus entwickelte sich aus der vedischen Religion. Diese Schrift gilt als älteste niedergeschriebene Schrift. Später kamen weitere Schriften hinzu. Der Hinduismus gilt als eine Vermischung der Kulturen der vor-arischen traditionellen Kultur in Nordindien und der arischen Veda-Kultur. Im Laufe der Zeit entwickelte sich der Hinduismus immer weiter, dabei stand die Verehrung der Götter im Vordergrund. Zwischen 800 und 600 v. Chr. führte die Adelskaste weitere Aspekte, wie die Wiedergeburt, Erlösung und Vergeltung ein. Im 19. Jahrhundert kamen auch politische Ideale zum Hinduismus hinzu.

 

Im Hinduismus gibt es viele Götter, so viele, dass man sie kaum zählen kann. Die zwei wichtigsten Götter sind Vishnu der Weltbewahrer und Shiva der Weltzerstörer. Dabei besteht der Glaube eher an die Urkraft des Universums, die sich in den Manifestationen als Götter widerspiegeln.

 

Die wichtigsten Punkte im Hinduismus sind die Reinkarnation, das Karma und die Erlösung. Das Leben eines Hindu ist geprägt von Riten, um ein gutes Karma zu erhalten. Das Karma bestimmt die Arten der Wiedergeburt, die durch Taten oder Handlungen erfolgen. Als Mensch wiedergeboren zu werden ist ein großes Glück. Wird man als Tier wiedergeboren, gilt dies als Abstieg. Aus diesem Grund sind Hindus auch gegen das Töten von Tieren. Um gutes Karma zu erhalten, können verschiedene Methoden verwendet werden. Zum einen gibt es die Meditation, zum anderen die vollkommene Hingabe an den Glauben, gute Taten oder ein Verzicht auf Materielles, wie die Sadhus es vollziehen.

 

Begründer des Buddhismus war Prinz Siddhartha Gautama. Er wurde um 560 v. Chr. in Lumbini, nahe an der indischen Grenze, geboren. Der Buddhismus ist eine Erlösungslehre, mittlerweile aber nicht mehr als diese in Nepal vertreten. Diese Lehre verbreitete sich sehr schnell, der Hinduismus blieb aber weiterhin die wichtigste Religion. Es entwickelte sich eine neue Form, der Mahayana-Buddhismus. Diese Form des Buddhismus sollte vielen Menschen helfen, zu ihrem Heil zu finden. Der traditionelle Buddhismus, dem Hinayana-Buddhismus, praktizieren Mönche und Asketen. In Nepal gehören die meisten Buddhisten dem Mahayana-Buddhismus an. Später kam noch eine dritte Form hinzu, der Vajrayana-Buddhismus. Diese Form des Buddhismus etablierte viele Volkskulte in sich.

 

Die Lehren Buddhas sind dem Hinduismus sehr ähnlich, denn auch hier sind die Grundpfeiler das Karma und die Erleuchtung. Karma ist dabei unabhängig von einer Vorherbestimmung, denn man kann sich durch Selbstreflexion oder innere Arbeit aus dem Kreislauf der Wiedergeburt lösen. Nach Buddhas Lehre erkennt man so eigene Schwächen, arbeitet an diesen, bestimmt dann das eigene Schicksal selbst und erreicht dann das Nirwana. Der Buddhismus ist keine Religion, in der Götter verehrt werden, sondern eine Lehre, die gegen die Klassen der Gesellschaft agiert. Die innere Kraft des Menschen steht im Mittelpunkt sowie dessen geistige Entwicklung.

 

Die Menschen in Nepal sind sehr tolerant gegenüber den einzelnen Religionen. Jede Person darf selbst bestimmen, welchen Gott er in erster Linie verehren möchte und auch jeder Familie steht dies zu. Außerdem darf jeder selbst entscheiden, wie oft er einen Tempel aufsucht oder Riten durchführt. Daher kommt es oft zur Verbindung zweier Religionen innerhalb einer Familie. Deshalb stehen hinduistische und buddhistische Tempel auch oft nahe beieinander. Viele Rituale sind in beiden Religionen ähnlich und auch verschiedene Gottheiten sind in beiden vertreten. Oft ist es nur möglich, jemanden an seiner Glaubenszugehörigkeit zu erkennen, indem man weiß, welchen Hauspriester er beschäftigt. Eine Heirat zwischen Hindus und Buddhisten ist möglich, solange sie aus dergleichen Kasten stammen.

 

Anders ist es jedoch bei den wichtigsten Ritualen, wie der Heirat oder dem Tod. Hier gibt es ganz spezielle Riten, die durch einen Priester durchgeführt werden, um die Familie vor Unheil zu bewahren. Wie oben bereits beschrieben, ist das Töten von Tieren im Hinduismus nicht gestattet, es sei denn das Tier wird nach den Regeln des Tantrismus geopfert.

 

Der nepalesische Kalender beinhaltet eine Vielzahl von Festen. Die wichtigsten Feste in Nepal sind das Dashain-Fest und das Tihar-Fest. Das Dashain-Fest findet im Herbst statt und gilt als das größte Hindu-Fest. Die Hindus beten bei diesem Fest um Vergebung für ihre Sünden, um ihre Familie zu segnen. Das Tihar-Fest fällt in die gleiche Jahreszeit (Erntezeit) wie das Dashain-Fest. Es wird auch als „Fest der Lichter“ bezeichnet. Bei diesem Fest wird die Göttin Laxmi, die Göttin des Wohlstandes verehrt. Überall an den Tempeln werden Lichter aufgestellt. Das Fest dauert fünf Tage lang, wobei an jedem einzelnen Tiere gefeiert werden.

 

Kirsten Simon, April 2017

 

Quellen:

Alles über Nepal: http://www.allesuebernepal.com/info/kultur-religion/

Auswärtiges Amt: http://www.auswaertiges-amt.de/DE/Aussenpolitik/Laender/Laenderinfos/01-Nodes_Uebersichtsseiten/Nepal_node.html

Buddhismus in Deutschland: http://www.buddhismus.de/01_buddha.php

Nepal – Königreich im Himalaya: http://www.nepal-information.de/land-und-leute/#Religion

Nepal, Mount Everest und mehr: https://www.nepal.de/Reiseinformationen/Zusatzinformationen/Feste-in-Nepal/

Nepal travelguide: http://www.nepal-travelguide.de/land-und-leute-religion.html

Schwarz, Jürgen (2003): Religionen verstehen lernen. 6. Auflage Lichtenau: AOL Verlag.

Von der Heide, Susanne et al. (2012): Nepal. München: Nelles Verlag GmbH.

Ethnische Vielfalt und das Kastensystem Nepals

 

Nepals Bevölkerung ist geprägt von den verschiedensten ethnischen Volksgruppen, die sich jeweils durch eigene Sprachen, Dialekte und kultureller Vielfalt auszeichnen. Viele dieser ethnischen Gruppen existieren unabhängig von den Kasten, werden aber in das nepalesische Kastensystem eingefügt. Obwohl Nepali die offizielle Amts- und Unterrichtssprache ist, kann sie nur bei etwa der Hälfte der Bevölkerung als Muttersprache gelten.

 

Eine Systematisierung der ethnischen Vielfalt ist nur schwer möglich, sodass vor allem eine regionale Differenzierung sinnvoll erscheint. Im Terai, der Süden des Landes, sind vor allem die Gruppen der Tharu, Darai, Kumhal, Danuwar und Majhi ansässig. Hier werden überwiegend Nepali und nordindische Dialekte gesprochen. Die Menschen sind oft sehr arm und leben von der Subsistenzwirtschaft, was heißt, dass sie kleine Ländereien pachten und die hier angebauten Produkte für ihren eigenen Lebensunterhalt oder für den Verkauf auf dem Markt verwenden. Die Kumhal z.B. verdienen mit der Töpferei ihren Lebensunterhalt, während die Danuwar Fischer sind. Die Tharu leben schon sehr lange im Terai, nahe der indischen Grenze. Als die Landschaft im Terai noch durch große Wälder geprägt war, waren die Tharu Jäger und Fischer, heute leben sie hauptsächlich von der Landwirtschaft. Die Tharu-Frauen haben mehr Rechte als die anderen Frauen in Nepal, u.a. haben sie das Recht auf Scheidung.

 

In den Hügelgebieten – West nach Ost betrachtet – sind die Magar, Gurung, Tamang, Newar, Sunuwar, Rai und Limbu vorzufinden. Die einzige Gruppierung, die schon vor langer Zeit eine urbane Kultur hervorgebracht hat, sind die Newar. Im Norden Nepals leben hauptsächlich Sherpa, Dolpo pa, Baragaonli, Manangi und Lopa. Kulturell, vor allem sprachlich, sind diese Ethnien Tibet zugewandt, was man auch an ihrem Äußeren erkennt. Während diese Ethnien die typischen mongolisch-tibetischen Gesichtszüge aufweisen, haben die Menschen im Süden eher Gesichtszüge, die denen der Inder ähneln. Diese Ethnien führen Bergexpeditionen durch, leben aber auch von der Landwirtschaft und Yak- und Schafzucht. In den Wintermonaten sind sie oft auf Reisen in den Süden unterwegs, um dort die Produkte aus ihrer Heimat anzubieten und im Gegenzug Waren aus dem Süden einzukaufen, die es in ihrer Heimat nicht gibt. Von diesen ethnischen Gruppen sind die Sherpas wohl die bekannteste Volksgruppe Nepals, obwohl sie gerade einmal nur ein Prozent der Bevölkerung ausmachen. Sie sind dem Buddhismus zugewandt und weniger traditionsgebunden als andere Ethnien. Die Frauen haben eine bessere Stellung und mehr Rechte, die mit denen der Tharu-Frauen im Süden des Landes vergleichbar sind.

 

Diese oben genannten Volksgruppen nehmen insgesamt die Hälfte der Bevölkerung Nepals ein, obwohl jede Gruppe einzeln betrachtet nicht mal auf 4 Prozent kommt. 45 Prozent der Menschen sind Hindus, die als Einheit betrachtet werden können und somit der Schlüssel zum staatlichen System sind.

 

Das nepalesische Kastensystem entwickelte sich aus dem hierarchischen System des Hinduismus, das von den Hindu-Gruppen aus Indien nach Nepal gebracht wurde. Dieses System traf auf nicht-hinduistische Gruppierungen und verschmolz mit diesen zu einem eigenen nepalesischen System. Der Begriff ‚Kaste‘ kam mit den Portugiesen um 1500 nach Nepal, aber eigentlich steht der Begriff im Sanskrit für Varna (Farbe). Dabei hat jede Kaste seine eigene Farbe. Jede Kaste hat noch weitere Untergruppen, in die die Menschen hineingeboren werden. Im Grunde können alle ethnischen Gruppen einer Kaste zugeordnet werden. Nur wenige Gruppen im Norden konnten diesem System widerstehen und damit auch der Hinduisierung. Der Einfluss des Hinduismus nimmt von Süd nach Nord spürbar ab; im Norden ist vor allem der tibetanische Buddhismus vertreten. Gruppen wie die Tamang und Gurung gehören sogar beiden Religion an, dem Hinduismus und Buddhismus. Während die Sherpa nur dem tibetischen Buddhismus angehören.

 

Das Kastensystem in Nepal besteht aus fünf Hauptkasten: die Tagadhari, die Kshatriyas, die Vaishya, die Sudra und die Unberührbaren. Die oberste Kaste des nepalesischen Systems ist die Tagadhari-Kaste. Die männlichen Mitglieder dieser Kaste tragen die Heilige Schnur. Sie werden sowohl physisch als auch mit Initiationsritualen als Mitglieder in ihre Kaste geboren, deshalb tragen sie auch den Namen „zweimal Geborene“. Zu dieser Kaste gehören die Brahmanen, die für die Reinheit ihrer Kaste stehen. Sie dürfen aus diesem Grund keine Zwiebeln, Hühnereier oder Alkohol zu sich nehmen und nicht mit niederen Kasten zusammen essen. Diese Regelungen sind aber häufig nur noch im Westen Nepals bei sehr traditionsbewussten Familien ausgeprägt. Die Brahmanen sind dafür zuständig, die Sanskrit-Gebete zu lesen oder Stellungen in der Regierung, Verwaltung oder gehobenen Berufszweigen einzunehmen.

 

Die Chhetri gehören der zweiten Kasten, der Kshatriyas, an und sind ebenfalls die „zweimal Geborenen“ und Träger der heiligen Schnur. Sie besetzen oft Ämter im Militär, in der Verwaltung und der Industrie dagegen weniger.

 

Die Newar, die der Vaishya-Kaste angehören, sind die Urbevölkerung des Landes und besitzen ein eigenes differenziertes Kastensystem, sowie auch ihre eigenen Rituale und Regeln. Diese Kaste ist eine Mischung nepalesischer Kulturen, die zugleich aus Hindus und Buddhisten bestehen. Sie haben die nepalesische Kultur geschaffen und stehen ebenso für die Toleranz gegenüber verschiedenen anderen Kulturen.

 

Die Unberührbaren sind die Gruppierungen, die in der untersten Schicht des Kastensystems stehen. Unter diese Gruppen fallen die Dalits, die rund 20 Prozent der Nepalesen ausmachen. Dazu gehören auch die Kami (Schmiedekunst), die Sarki (Schuster) und die Damai (Schneider). Diese Unberührbaren dürfen meistens keine Hindu-Tempel betreten, bekommen in Lokalen anderes Geschirr als die höheren Kasten und dürfen kein Essen für diese kochen. Auch dürfen sie nicht die gleiche Wasserquelle benutzen. Diese Kaste ist vor allem von Armut, Analphabetismus, Schulden und Prostitution geprägt. Die Angehörigen dieser Kaste haben kaum Möglichkeiten, Bildung und Gesundheitsfürsorge, zu erhalten, obwohl seit einigen Jahren in Nepal eine Schulpflicht besteht. In vielen Dörfern stehen die Häuser gleicher Kasten näher beieinander, während die Häuser unterschiedlicher Kasten weit voneinander entfernt sind. So wird die soziale Hierarchie auch nach außen spürbar. Da die Brahmanen ihre Felder nicht selbst bestellen dürfen, werden dafür Mitglieder unterer Kasten eingestellt.

 

Die sogenannte Wasserlinie trennt die Unberührbaren von den oberen Kasten. Diese Linie besteht auch zwischen der ersten Kaste zu den unteren. Deshalb ist eine Heirat auch nur innerhalb einer Kaste möglich, damit diese rein und erhalten bleibt und ihre Privilegien gesichert werden. Kinder aus einer hypergamen Ehe, bei der der Vater aus einer höheren Kaste stammt, können sogar in eine noch höhere Kaste heiraten. Diese Ehen sind aber bis heute nicht gern gesehen; die Eheleute werden oft von ihren Familien verstoßen.

 

Obwohl 1963 das Kastensystem offiziell abgeschafft und 1990 Kastendiskriminierung unter Strafe gestellt wurde, sieht die Realität jedoch ganz anders aus. Bis heute sind Personen aus der Regierung oder Führungspositionen aus den höheren Kasten, denn nur ihnen ist es möglich, eine bessere Ausbildung zu erhalten. Menschen aus den unteren Kasten, besonders die Unberührbaren, werden immer noch sehr schlecht behandelt und diskriminiert, wie vor der Abschaffung des Kastensystems. Bestraft wird diese Diskriminierung nur selten.

 

Kirsten Simon, April 2017

 

Quellen:

Loose, Stefan (2015): Reiseführer Nepal. Mair Dumont DE.

Morkel, Silke (2008): Migrationsrealitäten und Migrationswünsche nepalesischer Frauen im Wandel. Vergleichende Betrachtungen zu Mobilität und Migration der Frauen unterschiedlicher ethnischer Gruppen und Kasten aus ausgewählten Gebieten im Terai, Mittelland und Hochgebirge Nepals. Gießen.

Nepal – Königreich im Himalaya: http://www.nepal-information.de/land-und-leute/#Religion

Von der Heide, Susanne et al. (2012): Nepal. München: Nelles Verlag GmbH.


Oben

Schul- und Bildungssystem

Schul- und Bildungssystem

Schul- und Bildungssystem


1951 lag die Analphabetenrate in Nepal noch bei 98 Prozent; sie ist aber bis heute aufgrund von Reformen im Bildungssystem auf immerhin 57 Prozent gesunken. Rund 95 Prozent der Kinder sind nun an einer Grundschule angemeldet. Allerdings liegt die Analphabetenrate bei den Erwachsenen noch bei 45 Prozent.

 

Nepals Schulsystem ist untergliedert in drei Stufen: eine Grundstufe (fünf Jahre), eine untere Sekundarstufe (fünf Jahre) und eine obere Sekundarstufe (zwei Jahre). Die Grundstufe an staatlichen Schulen kann kotenfrei besucht werden, auch Materialien und Schuluniformen werden gestellt. Seit 1975 ist die Grundschulbildung Pflicht. Trotzdem besuchen nicht alle Kinder die Schule. Hauptsächlich sind es die Jungen, die in die Schulen geschickt werden, wohingegen die Mädchen im Haushalt oder auf dem Feld helfen müssen. Die Ursache dafür ist, dass die Jungen später die Familie versorgen, die Mädchen aber heiraten und die Familie verlassen werden.

 

Die staatlichen Schulen sind oft in einem schlechten Zustand und haben keine qualifizierten Lehrer. Meistens sind die Schulklassen vollkommen überfüllt. Nur die wenigsten Schüler erhalten ihren Schulabschluss oder beenden die Grundstufe. In den Bergen sind Schulen kaum vorhanden. Nur in den größeren Dörfern und Städten, die an eine Infrastruktur angegliedert sind, gibt es staatliche Schulen. Deshalb müssen viele Kinder einen stundenlangen Fußmarsch hinter sich bringen, um in ihre Schule zu gelangen. Sie kommen daher oft vollkommen erschöpft und ermüdet in den Klassenräumen an.

 

Ein weiteres Problem ist das Kastenwesen. Obwohl dieses System offiziell abgeschafft wurde und Kastendiskriminierung unter Strafe steht, sind Kinder aus den unteren Kasten nicht gerne in staatlichen und privaten Schulen gesehen. Davon abgesehen können ihre Eltern es sich nicht leisten, die Kinder in die Schule zu schicken.

 

Nepal besitzt seit 1959 eine Universität – die Tribhuvan Universität –, die sich kontinuierlich entwickelt und das Studienangebote weitre ergänzt. Fakultäten der Universität sind mittlerweile über das gesamte Land verteilt, allerdings nur in den gut zugänglichen Gebieten. Auch private Universitäten sind vorhanden und erweitern von Jahr zu Jahr ihr Angebot. Der Besuch einer Universität ist nur den privilegierten Schülern, die aus einer wohlhabenden Familie stammen, vorbehalten. Schüler aus unteren Kasten können sich einen Besuch an einer Universität nicht leisten und werden dort auch nicht als gleichberechtigt anerkannt.

 

Die Berufsaussichten sind daher für Menschen aus den unteren Kasten sehr schlecht. Erst wenn die Kastendiskriminierung auch faktisch beendet wird, wird es auch für diese Menschen möglich sein, höhere Bildungschancen zu erhalten, um so ihren Familien aus der Armut zu helfen. Ein Anfang war die Öffnung der staatlichen Schulen für Kinder unterer Kasten. Allein dadurch änderte sich das Bewusstsein der Kinder und der Eltern; zeigte man ihnen dadurch doch, wie wichtig die Schulbildung ist, um endgültig der Armut entfliehen zu können.

 

Text: Kirsten Simon, Juni 2017

 

Quellen:

Auswärtiges Amt: http://www.auswaertiges-amt.de/DE/Aussenpolitik/Laender/Laenderinfos/Nepal/ Kultur-Bildung_node.html

LIPortal: https://www.liportal.de/nepal/gesellschaft/


Oben

Schul- und Bildungssystem


1951 lag die Analphabetenrate in Nepal noch bei 98 Prozent; sie ist aber bis heute aufgrund von Reformen im Bildungssystem auf immerhin 57 Prozent gesunken. Rund 95 Prozent der Kinder sind nun an einer Grundschule angemeldet. Allerdings liegt die Analphabetenrate bei den Erwachsenen noch bei 45 Prozent.

 

Nepals Schulsystem ist untergliedert in drei Stufen: eine Grundstufe (fünf Jahre), eine untere Sekundarstufe (fünf Jahre) und eine obere Sekundarstufe (zwei Jahre). Die Grundstufe an staatlichen Schulen kann kotenfrei besucht werden, auch Materialien und Schuluniformen werden gestellt. Seit 1975 ist die Grundschulbildung Pflicht. Trotzdem besuchen nicht alle Kinder die Schule. Hauptsächlich sind es die Jungen, die in die Schulen geschickt werden, wohingegen die Mädchen im Haushalt oder auf dem Feld helfen müssen. Die Ursache dafür ist, dass die Jungen später die Familie versorgen, die Mädchen aber heiraten und die Familie verlassen werden.

 

Die staatlichen Schulen sind oft in einem schlechten Zustand und haben keine qualifizierten Lehrer. Meistens sind die Schulklassen vollkommen überfüllt. Nur die wenigsten Schüler erhalten ihren Schulabschluss oder beenden die Grundstufe. In den Bergen sind Schulen kaum vorhanden. Nur in den größeren Dörfern und Städten, die an eine Infrastruktur angegliedert sind, gibt es staatliche Schulen. Deshalb müssen viele Kinder einen stundenlangen Fußmarsch hinter sich bringen, um in ihre Schule zu gelangen. Sie kommen daher oft vollkommen erschöpft und ermüdet in den Klassenräumen an.

 

Ein weiteres Problem ist das Kastenwesen. Obwohl dieses System offiziell abgeschafft wurde und Kastendiskriminierung unter Strafe steht, sind Kinder aus den unteren Kasten nicht gerne in staatlichen und privaten Schulen gesehen. Davon abgesehen können ihre Eltern es sich nicht leisten, die Kinder in die Schule zu schicken.

 

Nepal besitzt seit 1959 eine Universität – die Tribhuvan Universität –, die sich kontinuierlich entwickelt und das Studienangebote weitre ergänzt. Fakultäten der Universität sind mittlerweile über das gesamte Land verteilt, allerdings nur in den gut zugänglichen Gebieten. Auch private Universitäten sind vorhanden und erweitern von Jahr zu Jahr ihr Angebot. Der Besuch einer Universität ist nur den privilegierten Schülern, die aus einer wohlhabenden Familie stammen, vorbehalten. Schüler aus unteren Kasten können sich einen Besuch an einer Universität nicht leisten und werden dort auch nicht als gleichberechtigt anerkannt.

 

Die Berufsaussichten sind daher für Menschen aus den unteren Kasten sehr schlecht. Erst wenn die Kastendiskriminierung auch faktisch beendet wird, wird es auch für diese Menschen möglich sein, höhere Bildungschancen zu erhalten, um so ihren Familien aus der Armut zu helfen. Ein Anfang war die Öffnung der staatlichen Schulen für Kinder unterer Kasten. Allein dadurch änderte sich das Bewusstsein der Kinder und der Eltern; zeigte man ihnen dadurch doch, wie wichtig die Schulbildung ist, um endgültig der Armut entfliehen zu können.

 

Text: Kirsten Simon, Juni 2017

 

Quellen:

Auswärtiges Amt: http://www.auswaertiges-amt.de/DE/Aussenpolitik/Laender/Laenderinfos/Nepal/ Kultur-Bildung_node.html

LIPortal: https://www.liportal.de/nepal/gesellschaft/


Oben

Stellung der Frauen und Mädchen

Stellung der Frauen und Mädchen

Stellung der Frauen und Mädchen


Die Stellung der Frauen und Mädchen hängt in Nepal nach wie vor vom Kastensystem ab, auch wenn dieses schon seit 1963 offiziell abgeschafft wurde. Die Zugehörigkeit der Mädchen und Frauen Nepals zu den Schichten der Gesellschaft ist für Auswärtige nur schwer zu erkennen. Oft sind es ihre Gesichtszüge, die erkennen lassen, welcher ethnischen Gruppierung sie angehören. Aber selbst das muss nicht bedeuten, dass man erkennen kann, welcher Religion sie angehören und welchen gesellschaftlichen Regeln sie unterworfen sind. 

 

Frauen in Nepal erbringen den Großteil des Haushalteinkommens und arbeiten mehr als die Männer. Nur die Frauen aus der höchsten Schicht bilden eine Ausnahme, denn sie müssen nicht so viel arbeiten wie andere Frauen und Mädchen aus den unteren Schichten. Vor allem die Frauen, die zu den Unberührbaren gehören, müssen körperlich sehr anstrengende Arbeit leisten. Besonders in den ländlichen Gebieten müssen sie oft lange Strecken zurücklegen, um Wasser zu holen. Sie sammeln Brennstoffe, versorgen das Vieh und bewirtschaften die Felder. Diejenigen, die es sich leisten können, verkaufen ihre Produkte auf den heimischen Märkten oder führen kleine Tee-Shops und kleine Restaurants. Viele junge Frauen und Mädchen müssen sogar in den Teppichfabriken und in Ziegeleien arbeiten, um ihre Familie wirtschaftlich zu unterstützen. Die meisten Fabriken zahlen sehr schlecht und die Räumlichkeiten, in denen die Produkte hergestellt werden, bieten kaum frische Luft und Tageslicht. Gerade die Ziegeleien beuten die Frauen und Mädchen aus. Vor allem die Kinder leiden unter diesen Arbeiten. Die Problematik dabei ist, dass viele Fabriken nicht registriert sind und somit genauere Zahlen über Frauen- und Kinderarbeit nicht errechnet werden können. 

 

Obwohl in Nepal eine gesetzliche Schulpflicht besteht, schicken viele Eltern, besonders diejenigen der unteren Kasten, ihre Kinder nicht in die Schule, sondern schicken sie in die Fabriken oder auf die Felder zum Arbeiten. Viele Familien können es sich nicht leisten, ihre Kinder in die Schule zu schicken, denn sie sind für sie ein wichtiger wirtschaftlicher Faktor. Deshalb ist die Alphabetisierungsrate auch sehr gering. Viele Kinder müssen stundenlange Fußmärsche durch die Berge machen, um in ihre Schule zu gelangen. Viele leben dort, wo keine Schulen errichtet werden. Nicht umsonst gilt Nepal als ein Land mit den gefährlichsten und beschwerlichsten Schulwegen der Welt. In vielen Fällen werden auch nur die Jungen zur Schule geschickt, um durch eine gute Ausbildung später mehr Geld zu verdienen, was wiederum den Unterhalt der ganzen Familie sichern soll. Die Mädchen sind eher eine Last. Die Eltern müssen für sie für eine Mitgift sorgen, wenn sie verheiratet werden sollen.

 

Besonders in der nepalesischen Tradition gibt es immer noch Regeln, die archaisch sind und vor allem in den streng traditionsbewussten Gebieten vollzogen werden. Besonders streng sind die Regeln, wenn junge Mädchen und Frauen ihre Menstruation bekommen. Sie gelten in dieser Zeit als „unsauber“ und werden für die Tage der Menstruation aus dem Dorf geschickt. Oft stehen ihnen nur kleine Unterschlüpfe zur Verfügung, in vielen Fällen auch gar nichts. Viele Frauen, vor allem Mädchen, sind dabei schon ums Leben gekommen. Kürzlich ist ein junges Mädchen, das in einem Verschlag Feuer gemacht hat, an einer Kohlenmonoxidvergiftung gestorben.

 

In Nepal gilt laut Gesetz die Monogamie, Polygamie ist unter Strafe verboten. Viele Ehen in Nepal werden von den Eltern arrangiert, diese Tradition gilt besonders im Hinduismus. Allerdings kommt es immer wieder zu Fällen von Polygamie, vor allem, wenn ein Paar keine Nachkommen zeugen kann. Meistens heiratet der Mann dann eine Schwester seiner Ehefrau. Bei tibetischen Gruppen kann es sogar vorkommen, dass zwei Brüder die gleiche Ehefrau haben, um dies als wirtschaftlichen Vorteil zu nutzen.

 

Ein besonders großes Thema ist die Prostitution. Viele Frauen und Mädchen werden regelrecht in die Prostitution getrieben, um überleben zu können. Aber auch viele arme Familien auf dem Land verkaufen ihre Töchter, oftmals noch im Kindesalter, in die Prostitution. Ihnen wird für die Mädchen viel Geld geboten oder versprochen, dass sie im Haushalt reicher Leute arbeiten können. Diese Versprechen werden letztendlich nur in den seltensten Fällen eingehalten und die Mädchen nach Indien oder innerhalb Nepals in Bordelle verschleppt. Auch wenn an den indischen Grenzen Kontrollen durchgeführt werden, gelangen viele Mädchen so nach Indien.

 

In Nepal gibt es schon seit langem viele Organisationen, die sich für die Rechte der Frauen einsetzen. Doch mussten sie lange Zeit im Untergrund arbeiten, sodass ihre Arbeit sehr erschwert wurde. Erst nach 1992 konnten sie legal arbeiten. Doch politisch betrachtet ist diese Arbeit nur schwer durchzusetzen. 1995 schlossen sich mehrere Frauenorganisationen zusammen und demonstrierten im und vor dem Parlament für mehr Rechte. Das Parlament geriet unter Druck und verabschiedete gleich mehrere Gesetze zugunsten der Frauen:

  • Frauen sollen bis zu ihrer Heirat das gleiche Recht auf Eigentum haben wie die Söhne einer Familie
  • Bei einer Scheidung hat die Frau ein Recht auf Eigentum, falls eine Scheidung zulässig ist
  • Abtreibung innerhalb der ersten zwölf Wochen ist legal soweit beide Ehepartner damit einverstanden sind
  • Polygamie wird mit ein bis drei Jahren Gefängnis bestraft, vorher waren es nur ein bis drei Monate
  • Ein Verbot darüber, dass die Frau eines Mannes seinen Brüdern zur Verfügung steht (ethnische Gruppen)

Obwohl es diese Gesetze nun schon einige Jahre gibt, werden diese aufgrund der Regelungen des Kastensystems und einer stark traditionellen Verwurzelung größtenteils missachtet. Die Regierung legt keinen gesteigerten Wert darauf, die Einhaltung dieser Gesetze zu überprüfen. 

 

Text: Kirsten Simon, Mai 2017

 

Quellen:

Gabriele und Thomas Beisenkamp (2002): Nepals Frauen im Aufbruch. Essen: VNW – Verlag Neuer Weg GmbH.

Von der Heide, Susanne et al. (2012): Nepal. München: Nelles Verlag GmbH.

Welt.de: https://www.welt.de/vermischtes/article160491214/Wegen-Menstruation-weggeschickt-Maedchen-stirbt.html


zum Seitenanfang


zurück

Stellung der Frauen und Mädchen


Die Stellung der Frauen und Mädchen hängt in Nepal nach wie vor vom Kastensystem ab, auch wenn dieses schon seit 1963 offiziell abgeschafft wurde. Die Zugehörigkeit der Mädchen und Frauen Nepals zu den Schichten der Gesellschaft ist für Auswärtige nur schwer zu erkennen. Oft sind es ihre Gesichtszüge, die erkennen lassen, welcher ethnischen Gruppierung sie angehören. Aber selbst das muss nicht bedeuten, dass man erkennen kann, welcher Religion sie angehören und welchen gesellschaftlichen Regeln sie unterworfen sind. 

 

Frauen in Nepal erbringen den Großteil des Haushalteinkommens und arbeiten mehr als die Männer. Nur die Frauen aus der höchsten Schicht bilden eine Ausnahme, denn sie müssen nicht so viel arbeiten wie andere Frauen und Mädchen aus den unteren Schichten. Vor allem die Frauen, die zu den Unberührbaren gehören, müssen körperlich sehr anstrengende Arbeit leisten. Besonders in den ländlichen Gebieten müssen sie oft lange Strecken zurücklegen, um Wasser zu holen. Sie sammeln Brennstoffe, versorgen das Vieh und bewirtschaften die Felder. Diejenigen, die es sich leisten können, verkaufen ihre Produkte auf den heimischen Märkten oder führen kleine Tee-Shops und kleine Restaurants. Viele junge Frauen und Mädchen müssen sogar in den Teppichfabriken und in Ziegeleien arbeiten, um ihre Familie wirtschaftlich zu unterstützen. Die meisten Fabriken zahlen sehr schlecht und die Räumlichkeiten, in denen die Produkte hergestellt werden, bieten kaum frische Luft und Tageslicht. Gerade die Ziegeleien beuten die Frauen und Mädchen aus. Vor allem die Kinder leiden unter diesen Arbeiten. Die Problematik dabei ist, dass viele Fabriken nicht registriert sind und somit genauere Zahlen über Frauen- und Kinderarbeit nicht errechnet werden können. 

 

Obwohl in Nepal eine gesetzliche Schulpflicht besteht, schicken viele Eltern, besonders diejenigen der unteren Kasten, ihre Kinder nicht in die Schule, sondern schicken sie in die Fabriken oder auf die Felder zum Arbeiten. Viele Familien können es sich nicht leisten, ihre Kinder in die Schule zu schicken, denn sie sind für sie ein wichtiger wirtschaftlicher Faktor. Deshalb ist die Alphabetisierungsrate auch sehr gering. Viele Kinder müssen stundenlange Fußmärsche durch die Berge machen, um in ihre Schule zu gelangen. Viele leben dort, wo keine Schulen errichtet werden. Nicht umsonst gilt Nepal als ein Land mit den gefährlichsten und beschwerlichsten Schulwegen der Welt. In vielen Fällen werden auch nur die Jungen zur Schule geschickt, um durch eine gute Ausbildung später mehr Geld zu verdienen, was wiederum den Unterhalt der ganzen Familie sichern soll. Die Mädchen sind eher eine Last. Die Eltern müssen für sie für eine Mitgift sorgen, wenn sie verheiratet werden sollen.

 

Besonders in der nepalesischen Tradition gibt es immer noch Regeln, die archaisch sind und vor allem in den streng traditionsbewussten Gebieten vollzogen werden. Besonders streng sind die Regeln, wenn junge Mädchen und Frauen ihre Menstruation bekommen. Sie gelten in dieser Zeit als „unsauber“ und werden für die Tage der Menstruation aus dem Dorf geschickt. Oft stehen ihnen nur kleine Unterschlüpfe zur Verfügung, in vielen Fällen auch gar nichts. Viele Frauen, vor allem Mädchen, sind dabei schon ums Leben gekommen. Kürzlich ist ein junges Mädchen, das in einem Verschlag Feuer gemacht hat, an einer Kohlenmonoxidvergiftung gestorben.

 

In Nepal gilt laut Gesetz die Monogamie, Polygamie ist unter Strafe verboten. Viele Ehen in Nepal werden von den Eltern arrangiert, diese Tradition gilt besonders im Hinduismus. Allerdings kommt es immer wieder zu Fällen von Polygamie, vor allem, wenn ein Paar keine Nachkommen zeugen kann. Meistens heiratet der Mann dann eine Schwester seiner Ehefrau. Bei tibetischen Gruppen kann es sogar vorkommen, dass zwei Brüder die gleiche Ehefrau haben, um dies als wirtschaftlichen Vorteil zu nutzen.

 

Ein besonders großes Thema ist die Prostitution. Viele Frauen und Mädchen werden regelrecht in die Prostitution getrieben, um überleben zu können. Aber auch viele arme Familien auf dem Land verkaufen ihre Töchter, oftmals noch im Kindesalter, in die Prostitution. Ihnen wird für die Mädchen viel Geld geboten oder versprochen, dass sie im Haushalt reicher Leute arbeiten können. Diese Versprechen werden letztendlich nur in den seltensten Fällen eingehalten und die Mädchen nach Indien oder innerhalb Nepals in Bordelle verschleppt. Auch wenn an den indischen Grenzen Kontrollen durchgeführt werden, gelangen viele Mädchen so nach Indien.

 

In Nepal gibt es schon seit langem viele Organisationen, die sich für die Rechte der Frauen einsetzen. Doch mussten sie lange Zeit im Untergrund arbeiten, sodass ihre Arbeit sehr erschwert wurde. Erst nach 1992 konnten sie legal arbeiten. Doch politisch betrachtet ist diese Arbeit nur schwer durchzusetzen. 1995 schlossen sich mehrere Frauenorganisationen zusammen und demonstrierten im und vor dem Parlament für mehr Rechte. Das Parlament geriet unter Druck und verabschiedete gleich mehrere Gesetze zugunsten der Frauen:

  • Frauen sollen bis zu ihrer Heirat das gleiche Recht auf Eigentum haben wie die Söhne einer Familie
  • Bei einer Scheidung hat die Frau ein Recht auf Eigentum, falls eine Scheidung zulässig ist
  • Abtreibung innerhalb der ersten zwölf Wochen ist legal soweit beide Ehepartner damit einverstanden sind
  • Polygamie wird mit ein bis drei Jahren Gefängnis bestraft, vorher waren es nur ein bis drei Monate
  • Ein Verbot darüber, dass die Frau eines Mannes seinen Brüdern zur Verfügung steht (ethnische Gruppen)

Obwohl es diese Gesetze nun schon einige Jahre gibt, werden diese aufgrund der Regelungen des Kastensystems und einer stark traditionellen Verwurzelung größtenteils missachtet. Die Regierung legt keinen gesteigerten Wert darauf, die Einhaltung dieser Gesetze zu überprüfen. 

 

Text: Kirsten Simon, Mai 2017

 

Quellen:
Gabriele und Thomas Beisenkamp (2002): Nepals Frauen im Aufbruch. Essen: VNW – Verlag Neuer Weg GmbH.

Von der Heide, Susanne et al. (2012): Nepal. München: Nelles Verlag GmbH.

Welt.de: https://www.welt.de/vermischtes/article160491214/Wegen-Menstruation-weggeschickt-Maedchen-stirbt.html


Oben

Share by: